Sexualität und MS

Intimität neu definieren

Ein erfülltes Sexualleben gehört für die meisten Menschen zu einer guten und glücklichen Partnerschaft und trägt zu einer hohen Lebensqualität und einer aktiven Lebensgestaltung bei. Schwierigkeiten im Sexualleben haben nicht immer die Multiple Sklerose als Ursache. Wenn ein Partner MS hat, heisst das nicht, dass Nähe und Intimität aus dem Leben des Paares verschwinden müssen. Es gibt verschiedene Wege, sich der gemeinsamen Sexualität neu anzunähern.

Bei Problemen bei der Sexualität sollte sich das betroffene Paar immer wieder vergegenwärtigen, dass sich Schwierigkeiten im Sexualleben auch bei gesunden Menschen einstellen. Es ist kein Problem, das ausschliesslich MS-Betroffene betrifft. Stress, Druck bei der Arbeit und Müdigkeit sind häufig Ursachen für ein Desinteresse an Sex.

Auch ungleiche Vorstellungen über Sex zwischen den Partnern und der äussere soziale Druck können abkühlend für das Sexualleben sein. Der Partner interpretiert eine momentane Unlust an körperlicher Intimität als persönliche Absage und verhält sich zukünftig eher zurückhaltend. Für einen MS-Betroffenen mag es hilfreich sein, dies nicht aus dem Auge zu verlieren und eine existierende Problematik nicht sofort auf die Multiple Sklerose zu schieben.

Probleme in der Sexualität durch MS

Was vorher wortlos und ohne grosse Diskussionen ablief, kann durch die Multiple Sklerose plötzlich körperliche Schwierigkeiten und psychische Probleme bereiten. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Vereinsamung in der Partnerschaft führen, und es beginnt ein Kreislauf, der Unmut und Entfremdung schürt.

Offene Kommunikation unerlässlich

Eine offene und liebevolle Kommunikation zwischen den Partnern ist die einzige Möglichkeit, die Veränderungen in der Sexualität zu meistern. Das mag nicht immer einfach sein, denn den meisten fällt es schwer, über ihr Sexualleben zu sprechen und Gefühle und Wünsche zu äussern.

Versuchen wir die Thematik anzusprechen, kann es zu Missverständnissen kommen. Eine Bemerkung wie "Sex scheint bei uns zur Zeit nicht so wichtig zu sein", lässt Fragen aufkommen: "Ist es meine Schuld?" "Ist sie/er unzufrieden?" "Leidet unsere Beziehung?" "Beschwert er/sie sich etwa?". Mit Feingefühl und einem Gespür für den richtigen Moment können diese Missverständnisse jedoch leicht aus dem Weg geräumt werden.

Hier noch einige Vorschläge, wie Sie die Kommunikation über diese empfindliche Thematik erleichtern können:

  • Schreiben Sie Ihre Gedanken auf: Welche körperlichen Symptome behindern mich am meisten beim Sex? Welche Gefühle und Assoziationen habe ich, wenn ich an die MS und mein Intimleben denke? Gefühle und Ideen auf Papier zu bringen, kann dabei helfen, den schwierigen Kommunikationsprozess mit dem Partner in Gang zu setzen.
  • Suchen Sie den richtigen Zeitpunkt für ein Gespräch. Direkt nach einem unbefriedigenden Erlebnis kann es dazu führen, dass sich der Partner eher zurückzieht.
  • Sprechen Sie über Ihre Gefühle, und beginnen Sie nicht mit Kritik und Beschuldigungen: "Ich würde lieber etwas mehr Schmusen und Streicheln, bevor wir Sex haben" klingt besser als "Du bist immer so schnell und scheinst nur an dein eigenes Vergnügen zu denken".
  • Beginnen Sie Ihre Rede nicht mit erhobenem Zeigefinger. Geben Sie Ihrem Partner die Möglichkeit zu antworten.
  • Der andere sollte wiederum darauf achten, nicht spottend zu kommentieren oder dem Partner das Gefühl zu geben, dass er sich für seine Gedanken schuldig fühlen muss.
  • Beginnen Sie nie eine Diskussion, wenn Sie wütend sind, keine Privatsphäre oder wenig Zeit haben.
  • Manchmal ist es leichter, Ihrem Partner zu zeigen, was Sie gerne hätten.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Viele sexuelle Probleme, die auf die MS zurückzuführen sind, können medikamentös behandelt werden.
  • Informieren Sie sich. Ein fundiertes Wissen kann bei einem Gespräch mit dem Partner oder Ärzten helfen, Dinge leichter in Worte zu fassen.

Viele Wege der Intimität bei MS

Besonders wichtig ist es, sich vor Augen zu halten, dass der Geschlechtsakt nicht der einzige Weg ist, seine Liebe und Fürsorge mitzuteilen. Miteinander zu kuscheln und sich festzuhalten ist ein intensives, einzigartiges Erlebnis in einer Partnerschaft. Sich zu halten, zu berühren und zu liebkosen ist auch ein Weg, intim zu sein.

Vor allem aber sollten Sie das Gespräch genau in dem Moment suchen, in dem sich die Probleme anbahnen. Dies ist der richtige Weg, die Beziehung körperlich und emotional in dieser Situation zu stärken, egal welche Probleme durch die MS in Ihrem Sexualleben entstanden sind.

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