MS und Entspannung

Entspannung – Kraft und Ruhe für Körper und Geist

„Die grössten Ereignisse, das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden“, das sagte schon der Philosoph Friedrich Wilhelm Nietzsche. Innere Ruhe, Ausgeglichenheit und heitere Gelassenheit sind begehrte, aber seltene Güter, im hektischen Alltag kommt Entspannung oft zu kurz. Leider, denn sie spielt eine tragende Rolle für die körperliche und seelische Gesundheit. Mehr noch: Da Stress bei Multipler Sklerose Schübe auslösen kann, lässt sich mit gezielter Entspannung gegensteuern.

Mal ein gutes Buch lesen, ein Waldspaziergang oder ein unterhaltsamer Abend mit Freunden – schon kleine Auszeiten können helfen, den Stress abzustreifen. Oft reichen diese entspannenden Mussestunden, um genügend Kraft für die täglichen Anforderungen zu sammeln, aber eben nicht immer. Wenn die Anspannung überwiegt, wirkt sich das negativ auf die Gesundheit aus. Bei jedem Menschen sucht sich der Stress ein anderes Ventil. Langfristig belastet er den gesamten Organismus, denn er kostet Kraft. Darum leisten gezielte Entspannungsmethoden einen wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden, insbesondere bei MS.

Runterschalten tut jedem gut

Entspannung wirkt sowohl präventiv als auch therapeutisch. Der Muskeltonus (Spannungszustand der Muskeln) wird herabgesetzt und die Muskulatur dadurch gelockert. Atem, Herzschlag und Pulsfrequenz werden ruhiger, der Blutdruck niedriger. Sogar der Blutzuckerspiegel sinkt leicht ab. Von Entspannung profitieren nicht nur Nerven-, Verdauungs- und Immunsystem, sondern ebenso die Psyche. Regelmässiges Üben bestimmter Entspannungstechniken schenkt eine gelassenere Lebenseinstellung und es führt dazu, dass sich das erlernte „Entspannungsprogramm“ in einer Stresssituation schnell abrufen lässt. So entstehen innere „Oasen der Ruhe“ immer dann, wenn sie gerade benötigt werden.

Entspannung steigert die Lebensqualität

Welche Form der Entspannung ausgeübt wird, hängt von persönlichen Vorlieben und der körperlichen Verfassung ab. Es gibt Menschen, die sich grundsätzlich besser in Bewegung entspannen, während andere leichter im Liegen zur Ruhe kommen. Am positiven Effekt ändert das nichts. Entspannung wirkt sich sowohl psychisch als auch physisch auf sehr unterschiedliche Symptome der Multiplen Sklerose aus. Auf der körperlichen Ebene verbessern sich beispielsweise Gleichgewichtssinn, Koordinationsvermögen, Beweglichkeit und Spastik, der Beckenboden wird trainiert, die Körperwahrnehmung geschult und Schmerzen werden gelindert. Ein gutes Körpergefühl steigert Lebensgefühl und Selbstvertrauen. Auf der mentalen Ebene wird unter anderem die Achtsamkeit für Bedürfnisse und Wünsche geschult, die innere Ruhe und Konzentrationsfähigkeit gefördert, Ängste werden abgebaut, das Selbstwertgefühl wird gestärkt sowie Zuversicht und eine positivere Lebenseinstellung erreicht.

Leicht zu lernen, überall anwendbar

Vielfältig sind die praktizierbaren Entspannungsmethoden. Am bekanntesten und praktisch überall und von jedem durchführbar ist die Progressive Muskelentspannung (PME), die durch bewusstes An- und Entspannen einzelner Muskelgruppen die Körperwahrnehmung steigert. Jede Muskelpartie des Körpers wird kontrolliert für eine kurze Zeit angespannt und dann locker gelassen. Das schult einerseits die Aufmerksamkeit für vorhandene Verspannungen, wie sie etwa unbemerkt bei Stress entstehen, und trainiert andererseits die Entspannungsfähigkeit. Bei Multipler Sklerose kann PME viele lang- und kurzfristige Beschwerden lindern. Ein anderer Ansatz zur kontrollierten Entspannung einzelner Körperpartien ist das Autogene Training, das ebenfalls nahezu überall durchgeführt werden kann. Kurze autosuggestive Formeln, die regelmässig wiederholt werden, helfen bei der Konzentration auf bestimmte Körperbereiche. Zum Beispiel „Meine Arme werden schwer“, „Meine Atmung ist tief und regelmässig“ oder „Ich bin ganz ruhig“. Durch die mentale Verankerung der Sätze reagiert der Körper entsprechend. Bei regelmässiger Übung lässt sich mit der jeweiligen Formel der Entspannungszustand schnell herbeiführen.

Das sind nur einige Beispiele dafür, wie sich innere Ruhe finden lässt. Das Angebot ist damit noch lange nicht erschöpft. Ihr Arzt und Ihre MS-Fachberaterin oder Ihr MS-Fachberater können Sie bei der Auswahl geeigneter Entspannungsmethoden beraten. In sogenannten „Schnupperkursen“ lassen sie sich unverbindlich ausprobieren.

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