MS und Ernährung

Paleo, Vegan und co.: Alternative Ernährungsformen unter die Lupe genommen

Eine gesunde Ernährung ist das A und O – dies gilt für Menschen mit und ohne Multiple Sklerose. Doch woraus setzt sich eine gesunde Ernährung zusammen? Wie sollte der tägliche Ernährungsplan aussehen? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine vollwertige Kost, um die Versorgung mit Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten in einem ausgewogenen Verhältnis zu sichern. Jedoch sind immer mehr alternative Ernährungsformen auf dem Vormarsch, die nur bestimmte Lebensmittel auf den Speiseplan rufen.

Paleo – Essen wie die Steinzeitmenschen

Dieser Ernährungstrend nennt sich „Paleo“. Das Wort leitet sich von Paläolithikum ab und bedeutet Altsteinzeit. Es handelt sich dabei um eine Ernährungsform, die an den Speiseplan unserer Ahnen angelehnt ist. Dabei soll nicht das Steinzeitleben imitiert, sondern lediglich eine natürliche Ernährung umgesetzt werden. Es ist alles erlaubt, was schon damals gepflückt, gesammelt oder erbeutet werden konnte. Somit sind die Hauptbestandteile der Paleo-Ernährung Gemüse, Obst, Nüsse, Fleisch, Fisch und gesunde Fette. Nicht erlaubt sind verarbeitete Lebensmittel, die erst nach Einführung von Ackerbau und Viehzucht – also vor etwa 10.000 Jahren – verfügbar wurden. Dazu zählen Getreideprodukte, Zucker, Hülsenfrüchte, Milchprodukte, stark verarbeitete Fette und künstliche Zusatzstoffe. Denn die sind nach Ansicht der Paleo-Anhänger für viele Zivilisationskrankheiten verantwortlich.

Die Paleo-Pioniere sind der Meinung, dass dies die beste Art zu essen ist, da sie mit unseren Genen im Einklang steht. Sie gehen davon aus, dass sich das menschliche Erbgut seit der Steinzeit nicht verändert hat. Folglich ist ihrer Ansicht nach die steinzeitliche Ernährung die einzige, an die sich der menschliche Organismus im Laufe von Zehntausenden von Jahren perfekt angepasst hat.

Fertiglebensmittel zu meiden und dafür mehr frisches Obst und Gemüse oder Nüsse zu essen, ist weitgehend anerkannt. Umstritten ist dagegen, ob man Getreide- und Milchprodukte wirklich meiden sollte. Zudem zeigen Analysen, dass sich in den letzten 10.000 bis 20.000 Jahren unsere Gene verändert und sich somit auch möglicherweise auf eine andere Ernährung eingestellt hat.

Vegetarismus – fleischfrei speisen

Die vegetarische Ernährungsweise geht auf den Philosophen Pythagoras zurück und besagt, dass ausschliesslich Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs auf den Teller kommen sollen. Stammten die Beweggründe für eine pflanzliche Ernährung früher aus Philosophie, Ethik oder Religion, überwiegen heute gesundheitliche und ökologische Gründe – verbunden mit der Kritik an der Tieraufzucht.

Man unterscheidet unterschiedliche Formen des Vegetarismus: zum einen die Ovo-Lakto- Vegetarier, die kein Fleisch und keinen Fisch, aber Eier und Milchprodukte essen. Zum anderen gibt es die Laktovegetarier, die weder Fleisch noch Fisch zu sich nehmen und auch keine Eier. Und es gibt die Gruppe der Veganer, die sich ausschliesslich von pflanzlichen Produkten ernähren.

Egal aus welchen Gründen man sich für die vegetarische Ernährung entscheidet – wichtig ist, dass man auf eine gute, vielseitige Zusammenstellung der Nahrung achtet. Ein Speiseplan, bei dem das Fleisch weggelassen wird, ist nicht automatisch gesund. Vegetarische Ernährung kann zu einer Unterversorgung mit Vitamin B12 führen – da dieses Vitamin fast ausschliesslich in tierischen Produkten enthalten ist. Auch den Eisenbedarf ohne den Hauptlieferanten Fleisch zu decken, kann problematisch werden – denn das Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wird vom Menschen weniger gut aufgenommen. Zudem werden Jod, Kalzium, Zink, Vitamin D, Riboflavin und bestimmte Fettsäuren möglicherweise in zu geringen Mengen aufgenommen.

Um den Bedarf an Grundnährstoffen, Vitaminen und Mineralien zu decken, sollte man die Lebensmittel sorgfältig auswählen und kombinieren. Und Vegetarier sollten wissen, wie sie ihre Nahrungsmittel so zusammenstellen, dass die Inhaltsstoffe optimal verwertet werden können und sich ergänzen.

Vegetarismus extrem: Rohköstler und Frutarier

Dann gibt es noch die Verfechter der Rohkost: Sie halten gekochte oder gebratene Nahrung für schädlich. Deswegen kommt bei ihnen alles roh auf den Tisch. Sie sind davon überzeugt, dass ihre Ernährungsweise die gesündeste ist, da dadurch alle Vitamine und Mineralstoffe erhalten bleiben. Rohes Obst oder Gemüse sind deshalb Hauptbestandteile des Speiseplans. Kartoffeln, Reis oder Hülsenfrüchte gehören nicht dazu. Ernährungswissenschaftler halten diese Ernährungsform jedoch für bedenklich: Eine umfassende Studie verdeutlichte, dass ein Grossteil der Rohköstler untergewichtig war und sie vor allem nicht ausreichend mit den Vitaminen D, B2, B12 und Niacin versorgt waren. Zudem fehlte es ihnen an Zink, Kalzium und Jod.

Und es geht sogar noch extremer: Für die Anhänger des Fruchtvegetarismus (Frutarier) dürfen nicht einmal Pflanzen vernichtet werden. Daher kommen nur Lebensmittel auf den Speiseplan, die von der Pflanze gepflückt werden können. Dazu gehören: Nüsse, Obst (wie beispielsweise Äpfel oder Beeren) und Gemüsesorten, wie beispielsweise Tomaten, Kürbisse oder Hülsenfrüchte wie Erbsen oder Bohnen. Kartoffeln, Rüben, Zwiebeln oder Kohl dürfen nicht gegessen werden. Denn bei diesen Lebensmitteln handelt es sich um Wurzel-, Knollen-, Blatt- oder Stängelteile. Die Pflanzen würden bei der Ernte zerstört werden. Manche Frutarier verzehren sogar nur Früchte, die vom Baum gefallen sind. Bei einer fast ausschliesslichen Ernährung mit Obst ist die Gefahr einer Mangelernährung sehr hoch. Früchte enthalten keine Proteine, nur sehr wenig Eisen und kein Vitamin B12.

Essen soll Spass machen

Ob vollwertige, vegetarische oder auch steinzeitliche Kost – jeder sollte für sich selbst herausfinden, welche Form für ihn am besten geeignet ist. Von den vegetarischen Extremformen ist abzuraten, da diese eine Gefahr der Mangelernährung nach sich ziehen. Menschen mit MS sollten auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung achten: Obst, Gemüse, ungesättigte Fettsäuren, Kalzium und Ballaststoffe sind wichtig.

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