Impfungen bei MS

Welche Empfehlungen gelten für Urlaub und Fernreisen?

Egal, ob ein naturnaher Urlaub in der Schweiz, Österreich oder Skandinavien geplant ist oder eine Fernreise in ein exotisches Land – Sommerzeit ist Reisezeit. Viele Menschen freuen sich auf diese vermeintlich schönste Zeit des Jahres. Doch vorab sollte sich über empfohlene und notwendige Reiseimpfungen informiert werden. Und immer wieder entstehen Unsicherheiten, wenn es um dieses Thema geht – nicht nur bei MS-Betroffenen: Welche Impfungen sind sinnvoll und auf welche sollte man lieber verzichten?

Können Impfungen Schübe auslösen?

Zusätzlich zu dieser generellen Frage kommen bei MS-Betroffenen häufig noch Zweifel auf, ob Impfungen nicht auch Schübe hervorrufen können. Schliesslich muss der geimpfte Körper abgeschwächten oder inaktivierten Krankheitserregern entgegenwirken – und dass Infektionen Einfluss auf die Schubaktivität haben, das gilt allgemein als erwiesen.

Was gilt also für MS-Betroffene? Grundsätzlich stellen Impfungen eine wichtige und wirksame medizinische Vorbeugemassnahme dar, um Menschen vor bestimmten Krankheiten zu schützen. Zwar führt jede Schutzimpfung in gewisser Weise zur einer Aktivierung des Immunsystems, doch das Risiko durch sogenannte Totimpfstoffe einen Schub auszulösen, schätzen Experten als sehr gering ein. In der Regel überwiegen daher die Vorteile der Impfung.

Lebendimpfstoffe besser vermeiden

Aufgrund der gegenwärtigen Datenlage lässt sich für MS-Betroffene festhalten, dass Impfungen mit Totimpfstoffen eingesetzt werden können, während Lebendimpfstoffe lieber vermieden werden sollten. Der Einsatz von Lebendimpfstoffen beschränkt sich allerdings auf ein relativ kleines Indikationsgebiet.

So werden eben diese nur bei der Impfung gegen Gelbfieber eingesetzt oder gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken. Die gängigen Standard- und Reiseimpfungen werden mit Totimpfstoffen vorgenommen. Eine Reise ist also eine gute Gelegenheit, den eigenen Impfschutz vom Arzt überprüfen zu lassen.

Impfvorteile überwiegen die Nutzen-Risiko-Abschätzung

Generell, ob zu Hause oder auf Reisen, sollte der für die Schweiz empfohlene Impfschutz vorhanden sein. Auch notwendige Auffrischungen sowie vorgeschriebene und empfohlene Reiseimpfungen sollten vorgenommen werden. So kann auch bei Reisen innerhalb der Schweiz eine zusätzliche Impfung sinnvoll sein, z.B. bei naturnahen Urlauben im Tessin, in Graubünden oder im Berner Oberland. Denn hier können Zecken FSME, Frühsommer-Meningoenzephalitis, übertragen. Gleiches gilt auch für Reisen nach Österreich, Osteuropa oder Skandinavien.

Geht der Urlaub Richtung Mittelmeer, empfiehlt das Swiss TPH (Reisemedizinisches Zentrum in Basel) eine Impfung gegen Hepatitis A. Wer eine Fernreise nach Asien, Afrika oder Lateinamerika plant, sollte ebenfalls gegen Hepatitis A geimpft sein sowie gegebenenfalls gegen Polio und Typhus.

Vorsicht bei immunsuppressiver Therapie

Eine besondere Situation ergibt sich allerdings bei MS Patienten unter immunsuppressiver Behandlung. Hierzu gehören immunsuppressive Therapien mit Azathioprin, Mitoxantron, Natalizumab, Methotrexat oder Cyclophosphamid. Aufgrund der verminderten Immunabwehr der Betroffenen ist bei ihnen eine Impfung mit Lebendimpfstoffen kontraindiziert. Bei einer Impfung mit Totimpfstoffen muss der Impferfolg kontrolliert werden.

Reif für den Urlaub?

Auch MS-Betroffene sollten sich also vor einem Urlaub oder einer Fernreise grundsätzlich über den für sie nötigen und empfohlenen Impfschutz Gedanken machen. Um dem Körper genügend Zeit zu geben, den nötigen Impfschutz aufzubauen, sollte spätestens sechs Wochen vor Reiseantritt eine ärztliche Beratung erfolgen. Unsicherheiten können dabei mit dem Hausarzt oder Neurologen besprochen werden.

Zusammenfassend lässt sich also für MS-Betroffene festhalten:

  • Eine Impfung mit Totimpfstoffen ist in der Regel bedenkenlos möglich.
  • Eine Impfung mit Lebendimpfstoffen sollte nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Einschätzung erfolgen
  • Keine Impfung während eines akuten Schubes
  • Immunmodulatorische Medikamente beeinträchtigen den Impferfolg nicht.
  • Unter immunsuppressiver Therapie ist eine Impfung mit Lebendimpfstoffen kontraindiziert, bei Impfungen mit Totimpfstoffen muss der Impferfolg kontrolliert werden.
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