Kortison in der MS-Schubtherapie

Kortisonbehandlung bei einem akuten Schub

Neue MS-Entzündungsherde oder die Reaktivierung bestehender Endzündungsherde können sich als akuter Schub bemerkbar machen. Als akuter MS-Schub wird das Auftreten eines oder mehrerer neuer oder erneut auftretender Krankheitszeichen der MS bezeichnet, wenn das Geschehen mehr als 24 h andauert und zwischen zwei Schüben mindestens 30 Tage liegen. Nach einem Schub lassen die Beschwerden wieder ganz oder zumindest teilweise nach.

Die so genannte "Stosstherapie" mit einem hochdosierten Kortison-Präparat stellt heute die wichtigste medikamentöse Behandlung des akuten MS-Schubes dar. Eine Physio- und Ergotherapie ist meist auch von Anfang an sinnvoll, um Funktionseinbussen durch den Schub rasch zu bessern.

Was ist Kortison?

Kortikoide zählen zu den lebenswichtigen körpereigenen Hormonen und werden in der Nebenniere gebildet. Unter dem Begriff "Kortikoide" fasst man verschiedene chemisch ähnliche Substanzen aus dieser Hormongruppe zusammen. Man unterscheidet Glukokortikoide, deren Name sich von ihrem Einfluss auf den Zuckerstoffwechsel (Glukosestoffwechsel) ableitet, und Mineralokortikoide, die den Mineralhaushalt (Elektrolythaushalt) regulieren.

Das wichtigste körpereigene Glukokortikoid ist das Kortisol (Hydrokortison), eine aktivierte Form des Kortisons.

Kortison in der Multiple Sklerose Therapie

Kortison hemmt die Entzündungsaktivität bei einem Schub. Die Schubdauer wird damit verkürzt, die neurologischen Ausfälle in Dauer und Ausmass begrenzt und rascher zurückgebildet. Voraussetzung für die Schubbehandlung mit Kortison ist, dass die Symptome auf die MS selbst zurückzuführen sind und nicht durch hohe Temperaturen (Uhthoff-Phänomen), einen Infekt, Begleiterkrankungen, starke Erschöpfung oder dergleichen verursacht sind.

Infusionsbehandlung mit Kortison bei akutem MS-Schub

In der Regel wird bei einem akuten Multiple Sklerose Schub über eine Dauer von drei (bis fünf) Tagen Kortison in Form von Methylprednisolon als morgendliche Kurzinfusion verabreicht. Je nach Situation kann es sinnvoll sein, Kortison anschliessend noch für ein paar Tage in Form von Tabletten einzunehmen. Sollten die Beschwerden nicht ausreichend abklingen, kann eine erneute Infusionstherapie in Betracht gezogen werden.

Kortison bewirkt durch seine entzündungshemmenden und das Immunsystem auf mehreren Ebenen unterdrückenden Effekte eine Verkürzung des Multiple Sklerose Schubs und eine Verringerung seiner Schwere. Auf den langfristigen Verlauf der MS vermag diese Behandlung jedoch keinen nachgewiesenen Einfluss zu nehmen. Dies ist auch einer der Gründe, weshalb Kortison heute nicht mehr als Dauertherapie empfohlen wird. Ein weiterer wesentlicher Grund sind die bei hoher Dosierung und längerer Anwendung auftretenden, teils ernsten Nebenwirkungen von Kortison. Vielen Multiple Sklerose Betroffenen bereiten diese bei der Schubtherapie grosse Sorgen. Da bei der MS jedoch nur kurze Behandlungen mit Kortison nötig sind, treten starke Nebenwirkungen in der Regel nur selten auf.

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