MS und Kommunikation

Frischer Wind für die Gesprächsführung

Wer kennt das nicht? Ein einfacher Satz "Könntest Du bitte mal Deine Unterlagen wegräumen?" führt plötzlich zu einem heftigen Streit. Dabei war es doch einfach nur eine sachliche Bitte.

Gesagtes kommt nicht immer so an, wie es gemeint ist, denn Kommunikation findet immer auf verschiedenen Ebenen statt. Um Missverständnisse in Gesprächen zu vermeiden, kann es hilfreich sein, sich mit dem Thema Kommunikation einmal intensiv auseinanderzusetzen.

Für Menschen mit MS ist es besonders wichtig, dass sie ihre Bedürfnisse und Wünsche klar kommunizieren, um für sich ein angenehmes und positives Umfeld zu schaffen – ohne Missinterpretationen oder Streit, die auf das Gemüt schlagen können.

Kommunikation findet immer auf verschiedenen Ebenen statt

Wie kommuniziert man, damit das, was man sagen will, auch wirklich beim Gegenüber ankommt? Der Kommunikationswissenschaftler Friedmann Schulz von Thun hat dazu das Vier-Ohren-Modell entwickelt. Er geht davon aus, dass Kommunikation auf vier verschiedenen Ebenen stattfindet:

  • der Sachebene   
  • der Beziehungsebene   
  • der Selbstoffenbarungsebene
  • der Appellebene

Auf der Sachebene stehen die Fakten und Informationen im Vordergrund. Auf der Beziehungsebene sind es Mimik und Gestik, die Körperhaltung, der Tonfall und die Art der Formulierung. Die Selbstoffenbarungsebene gibt dem Zuhörer Informationen über persönliche Empfindungen. Auf der Appellebene soll mit dem Gesagten etwas beim Zuhörer erreicht werden. 

Auf welcher Ebene Gesagtes ankommt, hängt oft mit der jeweiligen Stimmungslage des Zuhörers und des Sprechers zusammen. Wer kennt es nicht, dass man manchmal gerne genau das hört, was man auch verstehen will, und nicht das, was gemeint ist?

Kommunikation in der Partnerschaft 

In der Partnerschaft oder Ehe finden Gespräche oft auf der Beziehungsebene statt, da Gefühle mit im Spiel sind. Das kann dazu führen, dass man sich falsch verstanden fühlt. Menschen mit MS kämpfen zudem oft mit einem schlechten Gewissen, wenn sie ihre Wünsche äussern, etwa Unterstützung im Haushalt fordern, sich mehr Zeit zu zweit wünschen oder sich nach einem stressigen Tag einfach nur zurückziehen wollen. Das kann zu einer Herausforderung für die Partnerschaft werden.

Meist kommt es dann darauf an, wie wir etwas sagen. Von Vorteil ist, die Wünsche in der Ich-Form und konkret zu äussern. Allgemeine Äusserungen, zum Beispiel "Man könnte mal….", oder auch Vorwürfe, etwa "Immer muss ich das machen", sind dabei wenig hilfreich.

Zuhören und nachfragen

Gleichzeitig ist es wichtig, ein aufmerksamer Zuhörer zu sein. Falls etwas unklar ist: Nachfragen und auch die eigene Gefühlslage direkt ansprechen. Das ist besser, als sich in Gedankenlesen zu versuchen.

Auch wenn man im Alltag oft eingespannt ist, ob familiär oder beruflich: Der Partnerschaft tut es gut, sich Auszeiten zu nehmen.

Kommunikation mit dem Arzt

Die Kommunikation mit dem Arzt ist nicht immer einfach. Oft versteht man das Gesagte nicht genau, ist aufgeregt und hat gleich nach Verlassen der Praxis die Hälfte des Gesprächs schon wieder vergessen. Untersuchungen zufolge bleiben nur 20 Prozent eines Arzt-Patienten-Gesprächs im Gedächtnis. Aus diesem Grund sollten bei der Kommunikation mit dem Arzt ein paar Punkte beachtet werden. Denn natürlich verläuft ein solches Gespräch selten auf einer rein sachlichen Ebene – es sind auch Emotionen oder Ängste mit im Spiel.

Fragen im Vorfeld notieren

Es ist sinnvoll, sich vor dem Arztbesuch Fragen zu notieren: Was möchte man vom Arzt wissen oder was ist bisher unklar. Beim Gespräch selbst sollte man darauf achten, dass das vom Arzt Gesagte verständlich ist, ansonsten heisst es auch hier: Nachfragen! Ausserdem ist es wichtig, dass sich der Arzt genügend Zeit für das Gespräch nimmt.

Kommunikation am Arbeitsplatz

Im beruflichen Umfeld hat Kommunikation oft ihre Tücken, da sie meist in hierarchischen Strukturen stattfindet. Zudem sind sich Menschen mit MS nicht immer sicher, wie weit sie die Multiple Sklerose kommunizieren sollen.

Grundsätzlich müssen MS-Betroffene, wenn keine sichtbaren Symptome vorhanden sind, den Arbeitgeber nicht über die MS informieren. Im Hinblick auf eine mögliche geringere Leistungsfähigkeit kann es jedoch sinnvoll sein, den offenen und selbstbewussten Umgang mit der MS zu wählen. Somit können die Aufgaben an die Belastbarkeit angepasst werden. Je nach Verhältnis zum Chef kann ein vertrauensvolles Gespräch von Vorteil sein. Hierfür sollten sich beide Seiten Zeit nehmen und auf einer sachlichen Ebene miteinander sprechen.

Ob man sich seinen Kollegen anvertraut, muss jeder selbst entscheiden. Versteht man sich mit seinem Team gut, ist es meist besser, wenn einige Bescheid wissen. Denn dann werden sie Verständnis aufbringen, wenn man einmal nicht so leistungsfähig ist.

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