Rehabilitation bei Multipler Sklerose

Viel Bewegung sorgt für gutes Körpergefühl

"Wer rastet, der rostet!": Gerade für Menschen mit Multipler Sklerose trifft dieses Sprichwort zu. Denn Bewegung im Alltag mit MS trägt entscheidend zu einem guten Körpergefühl, mehr Mobilität und Selbstständigkeit bei.

Neben der medikamentösen Therapie bei MS, die gegen Häufigkeit und Schwere der Schübe sowie die MS-bedingten Symptome gerichtet ist, spielt die Rehabilitationsbehandlung bei MS eine wichtige Rolle. Rehabilitation bildet eine weitere wichtige Säule in der Therapie der dualen Erkrankung Multiple Sklerose. Sie stellt die Basis dar, um die bestehenden körperlichen Fähigkeiten zu erhalten und/oder Einschränkungen, die durch die MS hervorgerufen wurden, zu verbessern. Und dies sind wichtige Voraussetzungen, um auch langfristig eine gute Lebensqualität zu fördern und zu erhalten!

Viele Rehabilitationsmöglichkeiten bei MS

Die verschiedenen Disziplinen der Rehabilitation – Physio- und Ergotherapie, Sporttherapie, physikalische Therapie, Logopädie (Sprech- und Stimmtherapie), neuropsychologische Diagnostik und Therapie, Psychotherapie, Kunst- und Musiktherapie – können Betroffene dabei unterstützen, eine grösstmögliche Selbstständigkeit im Alltag zu fördern oder wieder zu erlangen.

Wie für Ihre regelmässige medikamentöse Langzeittherapie gilt auch für die Rehabilitation: Diese kann man nicht passiv "über sich ergehen lassen". Denn Rehabilitation bedeutet Wiederbefähigung! Ganz wichtig ist dabei, dass Sie aktiv mitarbeiten und den "Rehabilitationsgedanken" – also das Bewusstsein, täglich aktiv an sich zu arbeiten, um dauerhafte Erfolge zu erzielen – auch nach Beendigung einer zeitlich begrenzten Rehabilitationsbehandlung wie Ihre medikamentöse Dauertherapie in Ihren Alltag integrieren!

Gezielte Übungen fördern Ausdauer und Kontrolle

Physiotherapie bei MS
Bei der Physiotherapie stärken gezielte Übungen die Muskelkraft und Koordination komplexer Bewegungsabläufe und fördern Ausdauer und Kontrolle. Abhängig von den jeweiligen körperlichen Ausgangsbedingungen können auch sporttherapeutische Massnahmen wie Walken, Stretching, Wassergymnastik etc. zum Einsatz kommen. Unterstützt werden können physiotherapeutische Massnahmen durch physikalische Behandlungen, wie Massage, Lymphdrainage, Kälte- und Wärmeanwendungen, Elektrotherapie u. v. m.
Diese können vielfältige Wirkungen haben, z.B. einer Spastik entgegenwirken, schmerzlindernd sein, Schwellungen und Gelenkversteifungen vorbeugen oder Gefühlsstörungen bessern. Bei MS-Betroffenen können auch mit Hilfe der Hippotherapie gute Erfolge erzielt werden.

Vorteile der Ergotherapie bei MS
Die Ergotherapie konzentriert sich auf bestimmte alltägliche Aktivitäten, für die hauptsächlich die Hände und Arme benötigt werden. Dies mit dem Ziel, die Aktivitäten des täglichen Lebens wie Anziehen, Körperpflege, Nahrungsaufnahme etc. allgemein zu verbessern. Durch ergotherapeutische Massnahmen können Koordination und Feinmotorik trainiert und Defizite, die durch Tremor oder Ataxie bedingt sind, kompensiert werden.

Auch der Umgang mit benötigten Hilfsmitteln ist Gegenstand der Ergotherapie. Gemeinsam mit dem Betroffenen werden im Rahmen der Therapie Möglichkeiten aufgezeigt, die individuellen Arbeits- und Wohnbedingungen so anzupassen, dass ein möglichst selbstständiges und unabhängiges Leben und ein weitgehend normaler Alltag ermöglicht werden.

Logopädie für normales Sprechen und Schlucken bei MS
Die Logopädie ist Teil der Rehabilitation, wenn die Sprache und/oder das Schlucken beeinträchtigt sind. Dies kommt vor, wenn die Gesichtsmuskulatur geschwächt ist oder Läsionen im Bereich des Gehirns vorliegen, die verantwortlich für Sprechen und Schlucken sind. Der normale Sprachrhythmus kann gestört sein, die Aussprache verwaschen oder nasal erscheinen. Die Logopädie hilft, die Muskulatur der Zunge, Wangen, Lippen und des Mundes zu stärken, um diese Symptome zu verringern.

Auch Schluckbeschwerden (Dysphagie) fallen in das Behandlungsspektrum des Logopäden. Bei MS kann der Schluckakt gestört sein, so dass es zu häufigem Verschlucken oder gar der Unfähigkeit, Nahrung bestimmter Konsistenz zu schlucken, kommen kann. In einem solchen Fall wird von einem Logopäden eine eingehende Untersuchung des Schluckvorgangs vorgenommen, ggf. mit Hilfe bildgebender Verfahren. Danach können sich entsprechend den Ergebnissen eine logopädische Beratung und eine gezielte, systematische Therapie der Schluckstörung anschliessen.

Neuropsychologie in der MS-Therapie
Bei MS kann es auch zu sogenannten kognitiven Störungen kommen, z.B. Gedächtnisstörungen, Problemen bei Konzentration, Aufmerksamkeit, Reaktionsfähigkeit u.v.m. Diese fallen in das Arbeitsgebiet der Neuropsychologie. Für die Therapie dieser Störungen ist eine Diagnostik der Defizite und der daraus für den Alltag resultierenden Einschränkungen des Betroffenen durch einen Neuropsychologen erforderlich. Darauf aufbauend und in enger Zusammenarbeit mit den anderen Therapeuten kann dann ein therapeutisches Konzept entwickelt werden: Der MS-Betroffene soll mit Hilfe der neuropsychologischen Behandlung seine individuellen Einschränkungen verbessern bzw. lernen, diese bestmöglich zu kompensieren.

Der Nutzen der Psychotherapie bei MS
Auch die Psyche kann durch die Diagnose MS in Mitleidenschaft gezogen werden: Der unvorhersehbare Verlauf und die Veränderungen, die die Multiple Sklerose im Alltag mit sich bringt, können Angst, Unsicherheit und Traurigkeit hervorrufen. Andererseits kann auch die MS selbst Depressionen und andere psychische Probleme bedingen. Eine begleitende psychiatrische und psychopharmakologische, ggf. auch psychotherapeutische Behandlung kann daher ebenfalls hilfreich und Teil einer Rehabilitation sein. Nur mit dem Willen zur Rehabilitation und mit der dazu erforderlichen psychischen Kraft kann Rehabilitation gelingen.

Ausserdem ist heute bekannt, dass bei ausgeglichener Psyche die Selbstheilungskräfte des Körpers genügend Aktivierung erfahren, um diesen schwierigen Prozess positiv zu begleiten.

Zusätzliche Behandlungsformen, wie zum Beispiel Kunst- und Musiktherapie, können ebenfalls zum Umgang mit der MS und psychischen Stabilisierung beitragen.

Verschiedene Massnahmen der Rehabilitation – u. a. Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie – unterstützen MS-Betroffene und helfen Ihnen, ein aktives Leben mit MS zu führen.

1 2 3 4 5
Sie sind nicht eingeloggt. Sie müssen sich anmelden um diesen Artikel zu bewerten.