Training für's Köpfchen

Bei MS gilt: Täglich das Gedächtnis fordern

Etwa die Hälfte aller MS-Betroffenen bemerkt eine Beeinträchtigung ihrer kognitiven Fähigkeiten. Wichtige Termine werden vergessen und komplexe Texte können aufgrund von Konzentrationsschwierigkeiten zu einer echten Herausforderung werden. Die kognitiven Fähigkeiten lassen sich aber ganz einfach trainieren und sogar verbessern – durch ein sogenanntes kognitives Training. Gedächtnis-, Konzentrations- und Reaktionsübungen helfen, neuropsychologische Funktionen zu erhalten oder wiederherzustellen. "Stets am Ball bleiben", heisst es für den Betroffenen, damit die körperlichen und kognitiven Fähigkeiten nicht nachlassen. Was dabei hilft, sind persönliche Ziele: Sie strukturieren den Alltag und das Leben mit MS und geben der Therapie eine klare Richtung. Motivations-Psychologin Annette Diedrichs weiss, wie man seine persönlichen Ziele nicht nur im Auge behalten, sondern vor allen Dingen auch erreichen kann.

Gedächtnis-Training bei Multiple Sklerose zahlt sich aus

Neurowissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahre zeigen, dass das Prinzip der sogenannten Plastizität des zentralen Nervensystems unser Gehirn dazu in die Lage versetzt, verloren gegangene Fertigkeiten (wenigstens in gewissem Ausmasse) wiederzuerlangen und sogar neue Fertigkeiten zu erlangen. Dieses Prinzip wirkt unser Leben lang, das heisst bei einem jungen wie auch alten Gehirn, bei einem gesunden wie auch bei einem durch Krankheit oder Unfall geschädigten Gehirn. Wichtig sind dabei zwei Faktoren: Ein regelmässiger, relativ gleichförmiger "Input",  das heisst Üben sowie Motivation – und das heisst Freude, Spass und Erfolg beim regelmässigen Üben.

Geben Sie Ihren Zielen ein Motto

Doch was tun, wenn von dem guten Vorsatz am Ende nur noch ein schlechtes Gewissen übrig bleibt? Motivations-Psychologin Annette Diedrichs weiss, dass ohne ein richtiges Bauchgefühl auch die besten, mit Verstand formulierten Vorsätze über kurz oder lang scheitern. Der Bauch muss die vom Kopf getroffene Entscheidung mittragen. Das funktioniert über sog. Mottoziele. Nach der Definition des Züricher Ressourcen Modells (ZRM) formulieren Mottoziele ein persönliches Ziel auf der Haltungsebene, das die bewussten und unbewussten Bedürfnisse berücksichtigt. Bilder, die entsprechende Assoziationen auslösen, können bei der Formulierung hilfreich sein. "Gut formulierte Mottoziele geben uns die Richtung vor – für alles, was wir erreichen wollen. Das gilt auch im Umgang mit Erkrankungen", sagt Diedrichs. So könnte z. B. der Satz: "Flink und leicht wie ein Eichhörnchen komme ich auf jeden Baum" ein passendes Mottoziel sein, innere Hürden zu überwinden, um körperlich und geistig am Ball zu bleiben.

Wenn … dann… bei kognitiven Trainings

Steht das Mottoziel fest, werden für die konkrete Umsetzung einzelner Massnahmen, wie z. B. ein kognitives Training bei MS, sogenannte Wenn-Dann-Pläne formuliert. Sie beschreiben die einzelnen Absichten, die verfolgt werden sollen, um später zur Routine zu werden, die unser Verhalten steuert. Gegen Konzentrationsprobleme hilft z. B. regelmässiges Gedächtnistraining. Wollen Sie also Ihre kognitiven Fähigkeiten trainieren, könnte Ihr passender Satz lauten: "Wenn ich morgens mit dem Frühstück fertig bin, dann mache ich 10 Minuten kognitives Training." Dieser Satz wird einmal aufgeschrieben. Dann setzten Sie diesen Vorsatz in die Tat um. Wichtig ist die Formulierung "Wenn – Dann", weil damit ein Automatismus ausgelöst wird. Nach einer Weile geht der Vorsatz in Fleisch und Blut über und lässt sich selbstverständlich ausführen, wie das tägliche Zähneputzen.

1 2 3 4 5
Sie sind nicht eingeloggt. Sie müssen sich anmelden um diesen Artikel zu bewerten.