Glücklich leben mit Multiple Sklerose

Das Schicksal aktiv in die Hand nehmen

Was macht Menschen glücklich – und welche Auswirkung haben Schicksalsschläge wie eine Multiple Sklerose-Diagnose beispielsweise auf unser Glücksempfinden? Die Frage nach dem Glück betrifft alle Menschen – egal ob von Multiple Sklerose betroffen oder nicht. Wissenschaftler verschiedenster akademischer Disziplinen versuchen seit Jahren, diese uralten Fragen zu beantworten. Die Glücksforschung boomt. Fragt man Menschen mit oder ohne MS, was sie glücklich macht, so scheinen doch Glück und Gesundheit unweigerlich miteinander verbunden zu sein, so das Ergebnis einer Umfrage des Bielefelder Meinungsforschungsinstituts Emnid. Forscher, wie der niederländische Soziologieprofessor Ruut Veenhoven, betonen dagegen eher die Bedeutung inniger Beziehungen als wahre Glücksfaktoren sowie die Fähigkeit des Menschen, sich an wechselnde Lebensumstände anzupassen.

Fakt ist: Viele Menschen hadern mit ihrem Glück, sie hätten gerne mehr davon. Multiple Sklerose Betroffenen drängt sich dabei nahezu unweigerlich die Frage auf, ob ihr Leben ohne MS womöglich anders verlaufen würde – glücklicher, zufriedener. 

Geniessen lernen im Hier und Jetzt

Tatsächlich hängt es von einer Fülle von Faktoren ab, ob und wie wir Glück empfinden. Dazu gehören die Lebensumstände, aber und vor allem auch unsere Persönlichkeit. So scheint es Menschen zu geben, die mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit durchs Leben gehen und Schicksalsschläge wie eine MS-Diagnose vermeintlich einfacher wegstecken und es gibt wieder andere, die sich schwertun, obwohl das Leben es eigentlich gut mit ihnen zu meinen scheint. Eine allgemeingültige Glücksformel für Menschen, egal ob mit oder ohne Multiple Sklerose ist also noch nicht gefunden.

Es gibt US-Studien die darauf hinweisen, dass Schicksalsschläge wie beispielsweise eine MS-Diagnose einen deutlich geringeren Einfluss auf unser grundsätzliches Glücksempfinden haben als bisher angenommen. Die Studien zeigten, dass gesunde Menschen im Testzeitraum messbar genauso oft und genauso intensiv Glück empfanden wie auch Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Multiple Sklerose. Dazu passt, was Buchautorin Anne Nübel-Orthen ("Auf tauben Sohlen unterwegs") über ihr Leben mit Multiple Sklerose berichtet. Ihr habe die Diagnose Multiple Sklerose geholfen, bewusster zu leben und die kleinen normalen Glückseligkeiten des Alltags, die für Gesunde selbstverständlich sind, vielmehr zu geniessen.

Leben mit MS: Glücksmomente selbst gestalten – und zelebrieren

Ob und wie wir Glück empfinden, hängt also von unserer Persönlichkeit ab. Wer glücklich sein will, der muss es auch tatsächlich wollen – doch dazu bedarf es häufig eins: der Arbeit an uns selbst. Glücklicherweise haben wir Menschen egal ob mit oder ohne Multiple Sklerose dabei einen gewissen – und zwar gar nicht so geringen – Gestaltungsspielraum.

Halten Sie doch mal einen Augenblick inne – wann konnten Sie zuletzt den Augenblick richtig geniessen? Und was hat Sie heute glücklich gemacht? Was bereichert ihr Leben? Vergessen Sie dabei nicht die kleinen Freuden: das Lachen eines spielenden Kindes, ein erster warmer Sonnenstrahl im lang ersehnten Frühling, der wohlige Geruch des Kaffees am Sonntagmorgen? Auch das kann glücklich machen.

Leben mit Multiple Sklerose: Dokumentation des eigenen Glücks

Helfen bei der Suche nach den kleinen Dingen, die einem das Leben auch mit Multiple Sklerose lebenswert machen, kann ein Glückstagebuch. Notiert werden darin die wichtigsten und die schönsten Erlebnisse der Woche sowie jene kleinen, angenehmen Dinge, die im Alltag leicht zu übersehen sind und in Vergessenheit geraten. So unterstützen nicht nur Multiple Sklerose Betroffene ihr Gehirn dabei, ein gesundes Verhältnis zwischen angenehmen und unangenehmen Erinnerungen beizubehalten. Und Sie werden sehen: Schon nach einigen Malen wird das Notieren zu einem liebgewordenen Ritual, das allein schon wirkt und glücklich macht. Gerade Menschen mit Multiple Sklerose können dadurch lernen, die kleinen Dinge für ein glückliches Leben mit MS verantwortlich zu machen.

Ein paar Tipps und Tricks helfen gerade Menschen mit Multiple Sklerose, das Tagebuch schnell mit schönen Erlebnissen zu füllen:

  • Versuchen Sie möglichst bewusst, im Hier und Jetzt glücklich trotz MS-Diagnose zu leben. Halten Sie immer mal wieder inne und versuchen Sie, den Augenblick zu geniessen. Gerade für Multiple Sklerose Betroffene gilt: Machen Sie regelmässige Genuss-Pausen. Auch wenn es schwer ist, insbesondere in der Zeit nach der Diagnose, versuchen Sie Schönes und Positives zu erkennen, auch mit Unterstützung Ihrer Liebsten im näheren Umfeld.
  • Trainieren Sie sich in Gelassenheit und Flexibilität. Ein Teller ist zu Bruch gegangen? Die beste Freundin hat ein Treffen abgesagt? Macht nichts. Statt sich zu ärgern, setzten Sie Ihre Energie lieber sinnvoll für etwas ein, das Ihnen gut tut und ihrem Leben mit Multiple Sklerose einen Glücksmoment verschafft.
  • Suchen Sie sich eine erfüllende Aufgabe, sei es im Beruf oder in der Freizeit. Anerkennung zu finden und sich in etwas einzubringen, das einem am Herzen liegt, ist die beste Kur für das eigene Wohlbefinden – egal ob mit oder ohne Multiple Sklerose.
  • Nutzen Sie es aus, wenn schönes Wetter ist. Luft und Licht sind gute Stimmungsaufheller.
  • Erzeugen Sie sich selbst Glücksgefühle: Planen Sie für sich einen ganz besonderen Tag – vielleicht eine Auszeit gemeinsam mit der besten Freundin – und zelebrieren Sie diesen regelmässig.
  • Und zu guter Letzt: Spielen Sie doch mal wieder. Geschicklichkeits- und Gesellschaftsspiele lassen Befangenheit und trübe Gedanken schnell verschwinden und helfen vor allem Menschen mit Multiple Sklerose ihre Kognition zu trainieren.
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