Schlafstörungen bei MS

Was tun bei Schlafstörungen?

Ein erholsamer Schlaf ist gerade bei Menschen mit MS wichtig für die körperliche Regeneration. Doch MS-Betroffene leiden vermehrt an Symptomen wie Schlaflosigkeit oder Schlafstörungen. Meist sind diese jedoch nicht direkt auf die Multiple Sklerose zurückzuführen. Im Folgenden erfahren Sie, was die Hauptauslöser für Schlafstörungen bei MS sind und wie Sie ihnen entgegenwirken können.

Wir verbringen ungefähr ein Drittel unseres Lebens schlafend. Das Schlafbedürfnis eines gesunden Erwachsenen liegt bei ungefähr acht Stunden. Im höheren Alter sinkt die Schlafdauer auf circa sechs Stunden. Wie Essen gehört Schlafen zu den Grundbedürfnissen unseres Lebens. Ein erholsamer Schlaf trägt einen grossen Teil zu einer guten Lebensqualität bei. Er dient als Erholungs- und Aufbauphase. Atmung und Puls verlangsamen sich, und die Körpertemperatur wie auch der Blutdruck sinken.

Was kennzeichnet den gesunden Schlaf?

Ein gesunder Schlaf ist gekennzeichnet durch einen Wechsel von verschiedenen Schlafphasen. Es wird zwischen Tiefschlafphasen und den REM- (Rapid Eye Movement) oder Traumphasen unterschieden. Letztere werden zum Ende der gesamten Schlafphase länger. In diesen Phasen arbeitet unser Gehirn auf Hochtouren: Traumphasen dienen der geistigen Erholung, wir verarbeiten darin das Tagesgeschehen.

Während der Tiefschlafphasen findet die körperliche Regeneration statt. Hormone werden ausgeschüttet und unser Immunsystem arbeitet mit voller Kraft. Der Schlaf eines gesunden Erwachsenen durchläuft ungefähr vier bis fünf REM- und Tiefschlafphasen.

Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, erholen sich im Schlaf nicht. Die Folgen sind meist eine erhöhte Schläfrigkeit tagsüber, Leistungs- und Konzentrationsschwäche, Frieren und Stimmungsschwankungen. Es gibt eine Vielzahl von Schlafstörungen, wobei die Einschlaf- und Durchschlafstörungen die wohl häufigsten Formen sind.

Wie beeinflusst  die Multiple Sklerose den Schlaf?

Ein erholsamer Schlaf ist für Menschen mit MS besonders wichtig, denn zu wenig Schlaf kann bei ihnen leicht zu vermehrten Tagesschwankungen in der Ausprägung der MS-Symptome und in der Leistungsfähigkeit insgesamt führen. Dadurch können ein aktiver Alltag und damit die Lebensqualität empfindlich gestört werden. Viele MS-Betroffene leiden an Schlaflosigkeit oder Durchschlafstörungen. Meist sind diese allerdings nicht direkt auf die Multiple Sklerose zurückzuführen.

Die Hauptauslöser für Schlafstörungen bei MS

Zu den Hauptgründen für Schlafstörungen bei Multipler Sklerose gehören:

  • Stress und Ängste: Jeder kennt Probleme beim (Wieder-)Einschlafen, wenn bedrückende Gedanken da sind, die sich in der Dunkelheit einfach nicht aus dem Kopf verdrängen lassen. Natürlich können auch die Herausforderungen durch die MS selbst der Grund für Schlafstörungen sein.
  • Liegt eine Depression vor, können besonders oft Durchschlafstörungen vorhanden sein: Grübeln und "Gedankenkreisen" halten die Betroffenen in der Nacht wach und verhindern einen erholsamen Schlaf.
  • Spastiken: Insbesondere eine Spastik in den Beinen kann Betroffenen den Schlaf erschweren. Liegt eine Rumpfspastik vor, kann sogar das Liegen im Bett zur Qual werden.
  • Fehlende Erschöpfung durch mangelnde Bewegung aufgrund einer Einschränkung der körperlichen Beweglichkeit.
  • Blasenprobleme: MS-Betroffene werden nachts häufig wach, weil die Blase sich meldet und ein Gang zur Toilette erforderlich ist.
  • Gefühls- und Sensibilitätsstörungen am Rumpf, an Armen und Beinen können dazu führen, dass selbst die angenehmste Matratze und leichteste Bettdecke störende Missempfindungen hervorrufen, welche ein entspanntes Einschlafen verhindern.
  • Als Besonderheit kommt bei Menschen mit MS noch das Phänomen der Fatigue hinzu. Die Ursache für das Fatigue-Syndrom ist immer noch ungeklärt. Doch man weiss, dass dieses MS-Symptom in einem engen Zusammenhang mit Schlafstörungen steht. Erhält der Betroffene nicht genügend Schlaf, verstärkt sich die Fatigue tagsüber. Er wird vom Schlaf übermannt und schläft ungewollt für ein paar Stunden. Dies wiederum erschwert den gesunden nächtlichen Schlaf, und ein Kreislauf entsteht, der sehr belastend für den Betroffenen und schwierig zu durchbrechen sein kann.
  • Ähnlich verhält es sich bei Menschen mit MS, die aufgrund ihrer Symptome von den Tagesaktivitäten so müde sind, dass sie schon am späten Nachmittag einschlafen. Sie wachen dann nach ein paar Stunden wieder auf. Ihnen fehlt dann unter Umständen die wichtige nächtliche Tiefschlafphase, und der Schlafrhythmus ist gestört. Dieser "Teufelskreis" aus Fatigue, gestörtem Nachtschlaf und dadurch noch verstärkter Tagesmüdigkeit wird von vielen Menschen mit MS als besonders einschränkend für ihre Lebensqualität und die Teilhabe an einem aktiven Alltag empfunden.

Was kann ich für eine geruhsame Nacht tun?

Schlaflosigkeit muss aber nicht sein! Vorrangig gilt es, nicht die Schlaflosigkeit, sondern die Symptome zu behandeln, die dazu führen. Schildern Sie Ihrem behandelnden Arzt Ihre Probleme. Gegen Spastiken und häufige, nächtliche Besuche der Toilette gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten. Depressionen und Angstzustände können mit Antidepressiva behandelt werden.

Tipps für einen erholsamen Schlaf bei MS:

  • Entwickeln Sie eine Einschlafroutine. Wie bei Kindern kann eine beständige Regelmässigkeit helfen, unseren Körper aufs Schlafen vorzubereiten.
  • Pflegen Sie ein "Zubettgeh-Ritual"!
  • Gehen Sie nur zu Bett, wenn Sie müde sind. Das Bett sollte hauptsächlich dem Schlafen dienen.
  • Versuchen Sie, stets etwa zur gleichen Zeit zu Bett zu gehen. Auch sollten Sie jeden Morgen zur selben Zeit aufstehen, selbst an den Wochenenden.
  • Trinken Sie ab nachmittags keine koffeinhaltigen Getränke mehr. Vergessen Sie bitte nicht, dass auch Schokolade Koffein enthalten kann.
  • Alkohol ist kein Einschlafhelfer. Hier existieren bei vielen falsche Vorstellungen, denn Alkohol zerstört den gesunden Schlafablauf und bringt nicht die benötigte Erholung.
  • Müssen Sie nachts häufig die Toilette aufsuchen, versuchen Sie, abends nicht zu viel zu trinken. Gehen Sie direkt vor dem Zubettgehen nochmals auf die Toilette.
  • Verzichten Sie nicht auf Ruhezeiten, versuchen Sie aber, keinen intensiven Mittagsschlaf zu halten. Vielleicht kann Ihnen hier auch eine kleine "Mütze voll Schlaf" helfen?
  • Achten Sie auf eine ruhige Schlafumgebung. Selbst wenn wir Geräusche im Schlaf nicht bewusst wahrnehmen, können sie die Schlafphasen stören. Sind Sie nach circa 15 Minuten noch nicht eingeschlafen, fangen Sie nicht an, den Zeiger des Weckers zu studieren. Stehen Sie auf und beschäftigen Sie sich mit Dingen, die Sie entspannen. Lesen (keine Horrorgeschichten oder spannende Thriller), Puzzeln oder ein Kreuzworträtsel eignen sich besser als Fernsehen, um die Augen doch zufallen zu lassen! Oder wie wäre es mit dem berühmten Schäfchen zählen?
  • Vermeiden Sie gymnastische Übungen oder sonstige körperliche Anstrengungen direkt vor dem Zubettgehen. Diese wirken eher wie ein Muntermacher auf Stimmung und Kreislauf.
  • Gehen Sie nie hungrig oder mit zu vollem Magen schlafen! "Wie man sich bettet, so liegt man!"
  • Durch Spastiken kann es zu einer unangenehmen Steifheit der Glieder kommen. Besonders unangenehm ist diese im Nacken oder Rücken. Die Beschaffenheit von Kissen und Matratze kann Erleichterung bringen. Die richtige Matratze sollte punktelastisch sein und dort nachgeben oder unterstützen, wo es nötig ist. Lassen Sie sich am besten im Fachhandel beraten. Ein Kissen sollte nicht dick und gross sein. Das richtige Kissen ist rechteckig und länglich. Wichtig ist, dass nur der Kopf auf dem Kissen ruht und die Schultern auf der Matratze, damit der Nacken entlastet wird.
  • Achten Sie für einen guten Schlaf auf eine relativ niedrige Schlafzimmertemperatur!

Die Ursachen für Schlafstörungen bei MS sind vielfältig. Mit einigen Verhaltensregeln können Sie jedoch viel für einen erholsamen Schlaf tun.

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